Die vier Wohnsitze des Buddha

Schale mit Räucherherz

Joanna Macy, deren ökopsychologische Arbeit entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Holistischen Tanztherapie hat, bietet in ihren Workshops gerne diese Übung mit buddhistischem Hintergrund an. Im Buddhismus spricht man von vier Bewusstseinshaltungen, welche die vier Wohnsitze des Buddha genannt werden:

MettaDie große liebevolle Freundlichkeit
In Metta öffnen wir unser Bewusstsein für die Gaben und Stärken unseres Gegenübers, für die unermesslichen Reserven von Mut, Geduld, Ausdauer, Witz, Weisheit und Intelligenz, auch wenn diese im Moment nicht unmittelbar zu sehen sind. Wir kultivieren in uns den Wunsch, dieser Mensch möge frei sein von Gier, Hass, Unwissenheit und den Ursachen von Leid.

Karunagroßes Mitgefühl
In Karuna lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf den Schmerz, den Kummer und das Leid, die unser Gegenüber im Lauf seines Lebens durchgemacht hat. Enttäuschungen, Misshandlungen, Verluste, Verletzungen, Einsamkeit, Schmerzen, deren Spuren zum Teil noch heute in dieser Person lebendig sind. Indem wir uns diesen Schmerz einfach nur liebevoll ansehen, erfahren wir in uns das große Mitgefühl. Es ist sehr hilfreich für die Genesung unserer Welt.

MuditaMitfreude (Freude an der Freude anderer)
In Mudita lassen wir uns bewegen von der Freude des anderen Menschen und lassen sie zu unserer eigenen Freude werden. Wir können uns vielleicht vorstellen, mit dieser Person gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten, mit ihr Pläne zu schmieden, mit ihr zu lachen und unsere Erfolge zu feiern. In dieser Haltung erfahren wir den großen Reichtum und das Vergnügen an der Freude unserer Mitmenschen.

UpekkhaGleichmut, Gelassenheit
In Upekkha treten wir ein in das allumfassende Gewebe des Lebens – alles ist miteinander verbunden. Wir sind ein unverzichtbarer Teil dieses Gewebes und wir sind darin getragen und geborgen, und keine Macht der Welt kann uns aus aus diesem Netz heraus fallen lassen. Aus diesem Wissen heraus können wir zu einem Gefühl von großem Frieden gelangen, aus dem heraus wir uns gelassen für die Gesundung unserer Welt einsetzen können. Wir erfahren die Heimkehr zu unser wahren Natur.

Diese Übung wurde für Gruppen entwickelt, bei denen die Teilnehmer umhergehen und irgendwann vor einer anderen Person stehen bleiben. Die beiden betrachten einander für einige Minuten und stimmen sich nacheinander schweigend auf die vier Wohnsitze des Buddha ein, während eine leitende Person die obigen Worte spricht. Am Ende bedanken sich die Partner gegenseitig beieinander.

Man kann die Übung durchaus auch in kleinen Gruppen oder zu zweit durchführen. Man kann sie sogar für sich alleine mit einer Person machen, die man zufällig im Zug oder in einer Warteschlange sieht. Dann macht man es natürlich unauffällig und nur in Gedanken. Auch so hat die Übung ihre Wirkung.

Eine ausführliche Beschreibung finden Sie unter dem Titel „Einander sehen lernen“ in dem Buch „Für das Leben! Ohne Warum“ von Joanna Macy und Molly Young Brown.